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  • The African Way

    Sie unterhalten Büros in Europa und den USA. Sie realisieren Projekte in den Vereinigten Arabischen Emiraten und China, bauen überall auf der Welt. Und doch ist es gerade der afrikanische Kontinent, dem sich Mariam Kamara, Francis Kéré, Sir David Adjaye und Christian Benimana immer wieder verstärkt widmen: eine Architektin und drei Architekten, die längst zu internationalem Renommee gefunden haben und zu den bedeutendsten Stimmen der gegenwärtigen Baukunst zählen. Mariam Issoufou Kamara: Dandaji Religous Secular Complex © James Wang Text: Manuel Almeida Vergara Zwischen Museumsbauten und Shoppingmalls oder modernen Wohn- und Gemeinschaftskonzepten sind es vor allem soziale und gesellschaftlich wie kulturell relevante Projekte, die ihre Arbeit auszeichnen – nicht nur, aber gerade auch in den Ländern, aus denen ihre Familien stammen. Ein Blick auf eine zeitgenössische Architektur in und aus Afrika, die die ganze Welt begeistert und prägt. Die Nachwuchs-Förderin: MARIAM ISSOUFOU KAMARA   Mariam Kamara hat es geschafft. Die Architektin leitet ihr eigenes Studio, das Atelier Masōmī in Niamey, der Hauptstadt Nigers, mit einer Dependance in New York. Sie entwirft, entwickelt, erbaut Gebäude, öffentliche und kulturelle Orte, Wohn- und Gewerbekomplexe sowie Städtebauprojekte, denen es an internationaler Aufmerksamkeit nicht fehlt. Regelmäßig ist sie auf Prestige-Listen wie „AD100“ des renommierten Innenarchitektur-Magazins „Architectual Digest“ zu finden, oder auch „15 Creative Women of Our Time“ der „New York Times“. Kurzum: Mariam Kamara ist eine der bedeutendsten Architektinnen unserer Zeit. Das muss man erstmal schaffen. Denn immer noch, so wird die Nigrerin niemals müde zu betonen, fehlt es gerade den jungen Kreativen vom afrikanischen Kontinent an Aufmerksamkeit und Förderung, an Stipendien allen voran. Es sind diese Hürden, auf die afrikanische Architektinnen und Architekten im internationalen Wettbewerb häufig stoßen, die Kamara immer wieder in Vorträgen und Texten thematisiert – auf Talks und Podien, in Beiträgen für Architektur-Bücher und bei wiederkehrenden akademischen Engagements, etwa an der Brown University oder der Harvard Graduate School of Design. Mariam Kamara selbst, 1979 im französischen Saint-Étienne geboren, studierte erst Informatik an der New York University, entschied sich später aber für ein Architektur-Studium an der University of Washington. Nach einer kurzen Zeit als Teil der US-Architekturgruppe United4Design, die sie mitbegründet hatte, kehrte sie 2014 nach Niger zurück; in das Land ihrer Eltern, um ihr Studio Masōmī zu gründen. Ihr fester Glaube: Die Architektur spielt eine eminente Rolle in der Erstellung sozialer Gefüge, ist ein gesellschaftlicher Kitt, der dem Alltag der Menschen Qualität und Würde verleihen kann. So sind es vor allem Kamaras öffentliche Architekturen, die sowohl Kritikerinnen und Kritiker als auch die Menschen, die täglich mit ihnen leben, tief berühren. Für das rasant wachsende Dorf Dandaji im Niger zum Beispiel entwickelte die Architektin einen neuen Marktplatz, der einen regelmäßigen Handel auch mit stetig steigenden Stand- und Besucherzahlen organisierbar macht. Farbstarke Metall-Elemente, die auf Gestängen ringsherum zu schweben scheinen, dienen dabei sowohl als Sonnenschutz wie auch als erhebende ästhetische Auflockerung. Aktuell arbeitet Mariam Kamara an einem Kulturzentrum in Niamey, das sich mit seinen runden Formen und rötlichen Sandfarben behutsam in die Nachbarschaft einbetten soll, sowie an Projekten im Nahen Osten, dem Senegal und Somalia, Großbritannien und den USA. Oben: Die ehemalige Moschee des Dirfes Dandaji in Niger ließ Mariam Iggoufou zu einer modernen Bibliothek umgestalten. Viele dramatische, himmelwärts gerichtete Elemente sind dem Bau geblieben. Fotos © James Wang Unten: Farbstarke Metallelemente lockern Kamaras Architektur eines Dorfes in Dandaji auf und spenden zugleich Schatten für Händler:innen und Besucher:innen. Foto: Maurice Ascani © Atelier Masomi   Ein Mann, der Schule(n) macht: DIÉBÉDO FRANCIS KÉRÉ   Es sind seine persönlichen Erfahrungen, die Francis Kérés Arbeit bis heute prägen. 1965 in Gando geboren, einem Dorf in Burkina Faso, war er der erste seiner Familie, der eine Schule besuchen konnte. Mit nur sieben Jahren verließ Kéré dafür seine Familie, um in der Stadt Tenkodogo zu lernen – in einen grauen Zementbau, ohne Ventilatoren, ohne Licht, hunderte Schülerinnen und Schüler in einem großen Raum. Fast 30 Jahre später ist es ebenfalls ein Schulgebäude, das Francis Kéré, mittlerweile Architekt, den internationalen Durchbruch bringt. In seinem Heimatdorf baut er 2001 die „Gando Primary School“, eine Grundschule, auf deren schmalem Unterbau ein großzügiges, schräges Dach thront, durch das Luft und Licht ins Gebäudeinnere geleitet wird. Dazu gibt es große Fenster mit bunten Fensterläden. Den Bau konnte Kéré durch „Gando e.V.,“ später „Kéré Foundation e.V.“ realisieren: ein gemeinnütziger Verein, den der Architekt 1998 in Berlin gegründet hatte, um das Recht eines jeden Kindes auf einen angemessenen Klassenraum nicht nur zu unterstreichen, sondern auch konkret zu ermöglichen. In der deutschen Hauptstadt war Kéré über ein Zimmerer-Stipendium gelandet; 1985 arbeitete er hier an Möbeln und Modellen, besuchte zudem eine Abendschule. 1995 folgte ein weiteres Stipendium, dieses Mal für ein Architektur-Studium an der Technischen Universität Berlin, das er 2004 abschloss. Ein Jahr darauf gründete er hier sein Studio Kéré Architecture. Es sind Schulen geblieben, denen sich der Architekt mit großer Leidenschaft widmet, darüber hinaus medizinische Einrichtungen. Ähnliche Projekte wie in seiner Heimat verwirklichte er in Kenia, Mosambik und Uganda. Zahllose Preise konnte Kéré entgegennehmen – zuletzt in diesem Jahr den renommierten Pritzker-Preis – für sein Engagement, das eben nicht nur auf der Erstellung attraktiver Architekturen basiert. Kérés Arbeit garantiert unzähligen Menschen medizinische Behandlung in passenden Räumlichkeiten. Sie ermöglicht Tausenden Kindern in mehreren afrikanischen Staaten ein Lernen in geeigneten Umgebungen. Sie schafft Bildungs- und Berufsmöglichkeiten, eine Zukunft. Heute pendelt Francis Kéré zwischen Burkina Faso und Berlin, realisiert architektonische Projekte jeglicher Couleur in Deutschland und Dänemark, Italien und der Schweiz, in Großbritannien und den USA, in vielen afrikanischen Ländern außerdem. Sein Wissen gibt er auch als Gastprofessor weiter – unter anderem lehrte er an der Harvard Graduate School of Design und der Yale School of Architecture. Oben: Portrait Diébédo Francis Kéré © | Sein Sarbalé Ke ließ Kéré 2019 für das Coachella Festival in Kalifornien bauen. Der Name des Gebäudes entstammt der Sprache Bissa, die in Teilen Burkino Fasos gesprochen wird, und bedeutet übersetzt passenderweise "Haus des Festes, Foto: Iwan Baan Unten: Kérés Startup Lions Campus im kenianischen Turkana County. Eine sachliche, kompromisslos moderne Architektur entspricht dem Think Tank für Informations- und Kommunikationstechnologien, Foto: Kinan Deeb for Kéré Architecture | In seinem Heimatdorf baute Kéré 2001 die Grando Primary School, eine Grundschule, die mit viel Luft, Licht und bunten Fensterläden das Lernen erleichtert. Foto: Siméon Duchoud   Aufregend museumsreif: SIR DAVID ADJAYE   Seit 2017 wird David Adjaye mit Sir David Adjaye angesprochen – seit ihn Königin Elizabeth II zum Ritter geschlagen hat. Nur ein Jahr zuvor wurde The Smithsonian National Museum of African American History and Culture in Washington fertiggestellt, bei dessen Entwicklung Adjaye federführend war. Die Eröffnung des imposanten Baus, dessen Struktur an eine klassische, dreiteilige Säule aus Basis, Schaft und Kapitell angelehnt ist, nannte die „New York Times“ damals das „kulturelle Event des Jahres“. Schon einige Jahre zuvor hatte der Architekt mit einem anderen, nachhaltig konzipierten Museumsbau in den USA für Aufsehen gesorgt: 2007 war sein geradliniges, auf rechteckigen Glasfassaden basierendes Museum of Contemporary Art Denver eröffnet worden. Sir David Adjaye ist bekannt für seine eklektischen Bauten, für einen ungewöhnlichen Materialeinsatz und seine skulpturalen Entwürfe. Neben der Architektur widmet er sich auch dem Produkt- und Interiordesign. Und doch ist es gerade die Entwicklung kultureller, künstlerischer, kreativer Orte – Museumsbauten allen voran –, die ihn zu einem der bedeutendsten Architekten seiner Generation gemacht hat. Ein Ruf, der es ihm erlaubt, internationale Projekte zu realisieren, die das Verständnis einer zeitgenössischen Architektur global beeinflussen. Ein weltumspannendes, kultursensibles Verständnis, dass sich auch aus Adjayes Biografie ergibt. Geboren wurde er 1966 in Tansania, aufgewachsen ist Adjaye in Ägypten und Saudi-Arabien. Bevor er für renommierte Architekten wie Eduardo Souto de Moura und David Chipperfield arbeitete, studierte er in London – seinen Master machte er dort am Royal College of Art. 2000 eröffnete er sein erstes eigenes Architekturstudio, heute unterhält Adjaye Associates Büros im ghanaischen Accra, in London und New York. In Material- und Farbauswahl, Stil und Attitüde mögen sich die Arbeiten des Architekten stark unterscheiden: Sei es Ruby City, ein im besten Sinne klotziger roter Bau, der ein Zentrum für zeitgenössische Kunst im texanischen San Antonio beherbergt; das aus mehreren, kastigen Türmen bestehende interdisziplinäre Africa Institute der Stadt Schardscha in den Vereinigten Arabischen Emiraten; oder auch Adjayes kommerziellere Projekte wie der Luxus-Flagshipstore „The Webster“ in Los Angeles. Was sie aber alle eint, ist die Fähigkeit, durch völlig neue, ungewöhnliche Typologien Diskurse anzustoßen über die Kultur und das Kulturelle. Oben: Adjayes erstes Hochhaus in den USA, hier im Hintergrund, entspricht in seiner rötlichen Farbe und mit rundlichen Fenstern den traditionelleren Architekturen New Yorks, Foto: W. Katamashvili | Sir David Adjayes Moscow School of Management. Mit seinem Entwurf wollte der Architekt die Idee eines klassischen Universitätsgebäudes aufbrechen und stattdessen viele einzelne Winkel und Lernorte schaffen © T. Stanislav Unten: Ein eher kommerzieller Bau: Der Luxus Flagshipstore The Webste in Los Angeles © Adjaye Associates | Im texanischen San Antonio steht Adjayes Ruby City. Ein im besten Sinne klotziger roter Bau, der ein Zentrum für zeitgenössische Kunst beherbergt. © Adjaye Associates    Im Dienst der Gesellschaft: CHRISTIAN BENIMANA   Es ist die Langlebigkeit, die Christian Benimana besonders interessiert. Als Senior Principals and Managing Director der internationalen MASS Design Group setzt er sich für Fairness und eine gerechte Verteilung in der Branche, außerdem für eine konsequent nachhaltige Gestaltung ein. Das natürlich auch als Direktor des hier integrierten African Design Centres, das praxisorientierte Ausbildungen für junge Architektinnen und Architekten, Designerinnen und Designer bieten will. 2010 kam Benimana zu MASS. Die Abkürzung steht für „Model of Architecture Serving Society“ – eine Gruppe also, die sich einer Architektur widmet, die „der Gesellschaft dient“. Dem Verständnis des Unternehmens folgend wird ein Entwerfen und Bauen angestrebt, das den Menschen in den Fokus rückt, Gemeinschaften schafft und prägt, neue, zukunftsfähige Narrative durch Architekturen ergibt. Mehr als 200 Kreative sind an den MASS-Projekten beteiligt, Architektinnen und Landschaftsarchitekten, Ingenieurinnen und Handwerker, Designerinnen, Autoren und Filmemacher aus rund 20 Ländern. Das Unternehmen, das vom „Wall Street Journal“ 2020 zum „Architecture Innovator of the Year“ ernannt wurde, unterhält Büros und Zentren in Boston und Santa Fe, in Bozeman und Poughkeepsie – und in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda. Hier arbeitet Benimana, in dem ostafrikanischen Staat wurde er auch geboren. Er studierte Architekturwissenschaften an der Tongji-Universität in Shanghai und war später Generalsekretär des East Africa Institute of Architects, bevor er sich selbst vornehmlich der Ausbildung neuer, junger, kreativer Architekturstimmen aus Afrika widmete: Erst lehrte er am damaligen Kigali Institute of Science and Technology, dann kam er zu MASS, um sich hier vor allem der Nachwuchs-Arbeit zu widmen. In Artikeln und Publikationen beschreibt er sein Ziel hierbei als Unterstützung und Formung der nächsten Generation afrikanischer Kreativer in sozial ausgerichteten Architektur- und Design-Disziplinen. Zu den Gebäuden, die unter Benimanas Aufsicht entstanden sind, zählt etwa das Gheskio-Centre, eine architektonisch auf spitz zulaufenden, durchlöcherten Strukturen basierende Fachklinik in Haiti. Das Zentrum konnte dazu beitragen, dass der karibische Staat nach einem verheerenden Ausbruch im Jahr 2010 nunmehr seit drei Jahren keinen Fall von Cholera zu verzeichnen hat. Auch die Umubano Primary School, ein langgezogener, heller Grundschulbau mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem in Kigali, gehört zu den Projekten, denen sich Benimana unlängst widmete. Oben: Das Bezirkskrankenhaus in der Provinz Burera nach einem Entwurf der MASS Design Group. Die Klinik spielt eine wichtige Rolle in der Stabilisierung des Gesundheitssystems von Ruanda. © MASS Design Group | Bevor das Bezirkskrankenhaus in Butaro 2011 fertiggestellt worden war, hatten viele Menschen in der Region überhaupt keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. © MASS Design Group Unten: Aktuell unterstützt die MASS Design Group den Bau eines Instituts für Konservierende Landwirtschaft in Ruanda © MASS Desgígn Group | Das Projekt Butaro Doctors’ Housing – erbaut in direkter Nachbarschaft zum Butaro District Hospital – kombiniert nachhaltige Architektur mit lokalem Handwerk, um medizinisches Fachpersonal langfristig vor Ort zu halten. © MASS Design Group

  • How to throw a memorable party

    Das Setting, der Sound, das Licht: Was lässt eine Party unvergesslich werden? Die Kombination aus all diesen Dingen – wenn sie mit Menschen zusammentreffen, die eine hohe Kunst beherrschen: loszulassen und dem Augenblick zu huldigen.      Text: Lena Schindler Wer mal eine jener Partys besucht hat, die uns eintauchen lassen in diese magische Welt aus Lebensfreude, Spannung und pulsierender Energie, in der nichts zählt als der Augenblick, der weiß, dass dieses Gefühl nie wieder ganz verschwindet. Manchmal sind es opulente Feste mit „The Great Gatsby“-Anmutung, die sich ins Gedächtnis einbrennen und an denen sich alles, was danach kommt, messen muss. Aber auch barfuß am Strand bei Mondschein können diese Momente der Ausschweifung entstehen.     Aber was macht so eine Nacht aus, die nie zu Ende gehen soll, bei der Vernunft und Alltag so wunderbar weit weg sind? Dafür sollten ein paar Dinge glücklich zusammentreffen: ein besonderer Ort, ein stimmungsvolles Licht, der richtige Sound, vielleicht auch etwas Unerwartetes. Wie eine Bianca Jagger, die zu ihrem Geburtstag im New Yorker „Studio 54“ auf einem weißen Pferd erschien. Das Epizentrum der Disco-Ära war in den 70er-Jahren der  Treffpunkt für Exzesse. Auch die wilden Partys in der „Playboy Mansion“ in Los Angeles haben Legenden-Status. Genau wie die Faschingsnacht der Berliner „Akademie der Künste“, bei der Rainer Langhans und Gang sich 1967 zu sphärischen Klängen in Ekstase wiegten.     Es braucht nicht immer harte Beats und starke Drinks, Glamour und Extravaganz, damit die Sache großartig wird. Aber was dann? „Eine Formel gibt es nicht: Es ist der Mix aus Menschen und Inspiration“, hat der verstorbene Szenenbildner Michael Howells mal gesagt. Der nicht nur Laufstege und Bühnen in Fantasie-Universen verwandelte, sondern auch das Motto „die Schönen und Verdammten“ für den 30. Geburtstag von Kate Moss dramatisch inszenierte.    Also alles eine Frage der Gäste? „Egal, ob elegant, underground oder mainstream, damit eine Party unvergesslich wird, braucht es Menschen, die feiern können. Denn wirklich loszulassen ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht“, so stilwerk Inhaber Alexander Garbe.  Bei sehr festlichen Anlässen lassen wir unser Inneres nach außen strahlen – oder eben umgekehrt: „Wenn wir uns für ein Fest ,schmücken‘, fühlen wir uns automatisch anders“, so stilwerk Designerin Karlotta Bott: „Nicht nur die Kleidung verschafft uns Komplimente, auch die Veränderung des Selbstbewusstseins und unserer Haltung.“ Sie selbst hat eine Schwäche für Künstlerpartys; wie die „Same Height Party“ von Hans Hemmert, bei der alle Gäste mit Plateauschuhen ausgestattet wurden, sodass sie sich im wahrsten Sinne des Wortes auf Augenhöhe begegneten. Was die Gestaltung angeht, empfiehlt sie ein Farbkonzept, beschränkt auf zwei bis drei Töne, samt Kontrasten durch Pflanzen. Wenn dadurch dann Stimmung und Emotion entsteht, könnte es genau das werden, was Michael Howells sich unter einer unvergesslichen Feier vorgestellt hat: „Es sollte wie ein scharfes Einatmen von Luft sein, Überraschung und Glück, die in einem Moment destilliert werden.“

  • Der achte Kontinent

    Spannende Auszüge über die Geschichte der Monderkundung aus dem Buch „Traum von der Reise zum Mond“ von Lukas Feireiss. Seit Jahrhunderten sind die Menschen in allen Kulturen fasziniert vom Mond, dem einzigen Himmelskörper neben der Sonne, den wohl jeder Mensch erkennt. Er weckt Träume von der Reise zu fernen Planeten. Lange bevor Ingenieure und Wissenschaftler ernst machten mit der Mondreise, hatten Künstler und Schriftsteller sie bereits in nahezu all ihren Aspekten erkundet. Unser nächster astronomischer Nachbar, der Mond – nur drei Tagesreisen mit der Rakete entfernt –, ist Visionären rund um den Globus auch heute noch Anstoß zu kreativer Projektion und Spekulation. Fast fünf Jahrzehnte nach dem ersten Mondspaziergang zeichnet das Buch von Lukas Feireiss die visuelle Kulturgeschichte der Monderkundung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nach.   DER ACHTE KONTINENT Soweit wir wissen entstand der Mond vor 4,5 Milliarden Jahren, als ein Planeten-„Embryo“ auf die noch junge Erde prallte – diese war damals rund 30 bis 50 Millionen Jahre alt. Durch diese Kollision entstand eine Wolke von Schutt, die sich wieder verdichtete und so den Mond bildete. In diesem Sinne ist der Mond gar keine andere Welt, denn er wurde aus unserer Erde geschaffen. Der Mond ist der achte Kontinent unseres Planeten und bewahrt eine Erinnerung an die sehr frühe Zeit unseres Sonnensystems.   DER GROSSE MONDSCHWINDEL Im August 1835 veröffentlicht die New Yorker Tageszeitung „The Sun“ eine mehrteilige Titelgeschichte über die vermeintliche Entdeckung von Leben, ja sogar einer Zivilisation auf dem Mond. In dem Bericht werden fantastische Tiere beschrieben, die auf dem Mond leben sollen: darunter Bisons, Ziegen, und Einhörner. Untergeschoben werden die Entdeckungen dem bekanntesten Astronomen der Zeit, Sir John Herschel. Als Verfasser des Artikels, der später als „großer Mondschwindel“ bezeichnet wird, wird der Reporter Richard Adams Locke ausgemacht. Der Vorfall gilt als erstes Exempel großangelegter, mutwilliger Fälschungen im Zeitungsjournalismus.   VON DER ERDE ZUM MOND Der Pionier des Weltraumzeitalters ist zweifellos der französische Schriftsteller Jules Verne mit seinem bahnbrechenden Roman „Von der Erde zum Mond“ (1865) und dem Nachfolgeband „Reise um den Mond“ (1870). Die Geschichte folgt drei Männern auf ihren Reisen fort von der Erde und um den Mond. Mit der Veröffentlichung von Vernes Romanen wird die Möglichkeit, durch den Weltraum zu reisen, von einer Fantasie zur bloßen Herausforderung viktorianischer Ingenieursleistung. Seine Bücher werden zur direkten Inspirationsquelle für frühe Raketenforscher.   JENSEITS DER WIEGE 1903 veröffentlicht der Vater der Raketenwissenschaft, Konstantin Ziolkowski, den Artikel „Die Erforschung des Weltraums mittels Reaktionsapparaten“. Darin gelingt ihm erstmals der Beweis, dass eine Rakete tauglich sein könnte für den Flug ins und durch das Weltall. Er entwickelt eine Reihe von Ideen über Raketenantrieb und die Verwendung von flüssigen Raketentreibstoffen. In seiner Begründung für die Erkundung des Weltraums von 1911 heißt es: „Es stimmt, die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber man kann nicht ewig in der Wiege bleiben.“   RENDEZVOUS IN DER MONDUMLAUFBAHN Im Jahr 1919 formuliert Juri Kondratjuk, ein visionärer 22-jähriger Ingenieur und Mathematiker aus der Ukraine, ein theoretisches Konzept für künftige Mondlandungen: das sogenannte „Lunar Orbit Rendezvous“. Als der amerikanische Astronaut Neil Armstrong nach seinem historischen Mondflug die Sowjetunion besucht, nimmt er eine Handvoll Erde von Kondratjuks Grundstück in Nowosibirsk mit, um dessen bedeutenden Beitrag zur Raumfahrt zu würdigen.   VEREIN FÜR RAUMSCHIFFAHRT Die erfolgreichen Veröffentlichungen von populären Wissenschaftspublizisten wie Hermann Oberth, Willy Ley und Max Valier führen dazu, dass Deutschland in den späten 1920er Jahren kurzfristig von einem Raketenfieber geschüttelt wird. Nach der Aufführung von Fritz Langs Science-Fiction -Stummfilm „Frau im Mond“ (1928/29) wird sogar ein Verein für Raumschiffahrt gegründet. 1930 tritt der Verein an die deutsche Wehrmacht heran und erhält die behördliche Genehmigung, ein ehemaliges Munitionsdepot in Berlin zu nutzen, um selbst entworfene Raketen zu testen.   NAZI-RAKETEN-FORSCHUNG Das jüngste Mitglied des 1934 von der nationalsozialistischen Reichsregierung aufgelösten Vereins für Raumschiffahrt, Wernher von Braun, träumt weiterhin von der Mondreise. Er wird eine Zentralfigur der sich entwickelnden Raketentechnologie im Zweiten Weltkrieg in Deutschland, später dann in den Vereinigten Staaten. Als die Nazis die Macht übernehmen, setzen sie die Raketenwissenschaft auf die nationale Agenda. Von Braun und seine Mannschaft erhalten ein Startkapital von 20 Millionen Reichsmark, um an der Ostsee in Peenemünde Raketengeschosse zu entwickeln. 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, startet der damals erst 30-jährige von Braun die Rakete „Aggregat 4“, die später als V2 „Vergeltungswaffe“ in die Geschichte eingehen wird.   DISNEYS MOND Für die TV-Show von Walt Disney werden drei kurze Disneyfilme über die Zukunft der Weltraumforschung unter den Titeln „Man in Space“, „Man and the Moon“ und“ Mars and Beyond“ zusammen mit Experten wie Wernher von Braun produziert. Die Sendungen geben einen historischen Abriss der Raketenwissenschaft und ein Schritt-für-Schritt-Programm für den Weg ins All. Fast 100 Millionen Menschen sehen 1955 die erste Folge – die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung. Unter den Zuschauern befindet sich auch Präsident Dwight D. Eisenhower, der von den Aussichten ins All so fasziniert ist, dass er eine Kopie des Films ausleiht, um sie im Pentagon vorzuführen. Vier Monate später verkündet Eisenhower, dass die Vereinigten Staaten 1957/58 einen Satelliten starten werden.   LAIKA Kurz nach dem Start des Erdsatelliten „Sputnik 1“ (1957) präsentiert die Sowjetunion der Welt die erste Heldin des Weltraumflugs: Laika, ein Moskauer Straßenhund. Sie ist das erste Tier, das die Erde umkreist – an Bord von „Sputnik 2“. Laika überlebt etwa drei Tage lang, dann stirbt sie infolge der Hitze in der Kabine. Das Experiment erbringt den Beweis, dass ein Lebewesen den Start in die Umlaufbahn und die Schwerelosigkeit unversehrt überstehen kann. Damit bereitet es der Menschheit den Weg zu Reisen in den Weltraum.   WIR HABEN UNS ENTSCHLOSSEN, ZUM MOND ZU FLIEGEN 1962 verkündet  John F. Kennedy in seiner legendären Mondrede an der Rice University, dass die Vereinigten Staaten noch vor Ende der Dekade einen amerikanischen Bürger zum Mond befördern wollen.   WELTRAUM-VERTRAG Die Entwicklung des Raumflugs wird unweigerlich zu einer Frage internationaler Politik. Der Weltraum-Vertrag von 1967 bildet die Grundlage des länderübergreifenden Weltraumrechts. Er untersagt, Nuklear- oder sonstige Massenvernichtungswaffen in die Erdumlaufbahn, auf den Mond oder andere Himmelskörper zu bringen. Außerdem beschränkt der Vertrag die Nutzung des Mondes auf friedliche Zwecke und untersagt jeglichen Waffentest und den Bau militärischer Basen. Der Mond wird zum „gemeinsamen Erbe der Menschheit“ erklärt.   SILVER FACTORY Ein unbedingtes Vertrauen in die Versprechen künftiger Technologien wird zur Grundlage eines neuen Zeitgeistes, der auch zahlreiche Gestalter der 60er Jahre beeinflusst. Überall auf der Welt spürt man die Bedeutung des Weltraums für die Künste und das kulturelle Leben. Selbst Andy Warhols berühmte „Factory“ in New York wird mit Alufolie ausgekleidet, mit silberner Farbe besprüht und mit Bruchstücken von Spiegeln dekoriert, um einem Raumschiff zu ähneln.   ODYSSEE IM WELTRAUM Zur selben Zeit nimmt der US-Regisseur Stanley Kubrick in seinem rätselhaften Science-Fiction-Meisterwerk „2001: A Space Odyssey“ („2001: Odyssee im Weltraum“, 1968) auf geradezu unheimliche Weise die ikonografische Macht des bemannten Raumflugs vorweg. Kubricks Imagination geht den berühmten Live-Fernsehbildern der Erde und des Mondes noch voraus, die Apollo 8 wenige Monate später sendet und die die Fundamente der menschlichen Kultur, Erfahrung und Selbstwahrnehmung erschüttern.   SPACE ODDITY Der britische Popstar David Bowie veröffentlicht eine berühmte Single, die auf Kubricks Film anspielt: „Space Oddity“ (1969). Die Weltraumballade erzählt von Major Tom, einem fiktiven Astronauten, der zufällig den Fesseln der Welt entkommt, um jenseits der Sterne auf Reisen zu gehen.   APOLLO 11 Am 16. Juli 1969 startet der erste bemannte Flug zum Mond: die US-Mission Apollo 11. Die dafür eingesetzte Saturn-V-Rakete wird mit einer Höhe von 110m, einem Durchmesser von 10m und einem unglaublichen Gewicht von 2.800.000 kg die größte, schwerste und stärkste Rakete bleiben, die je gestartet wurde.   EIN KLEINER SCHRITT  „Ein kleiner Schritt für einen Mann, ein riesiger Sprung für die Menschheit“, verkündet Neil Armstrong am 20. Juli 1969 live einem weltweiten Fernsehpublikum. Das berühmte Zitat und Armstrongs Fotografie von seinem Kollegen Buzz Aldrin auf der Oberfläche des Mondes werden schlagartig zu Ikonen der US-Weltraumforschung. Schätzungen zufolge sieht ein Fünftel der Menschheit die Live-Übertragung des Mondspaziergangs. Armstrong ist der Erste, der die Mondoberfläche betritt: Er verbringt dort etwa zweieinhalb Stunden und entfernt sich maximal 60m von der Mondlandefähre. Erstaunlich ist die Bezahlung der Astronauten auf dem historischen Apollo-Mondflug: acht Dollar pro Tag, abzüglich Unterbringungsgebühr. Es heißt, Aldrin habe noch einen gerahmten Reisekostenbeleg an der Wand: „Von Houston nach Cape Kennedy, Mond, Pazifischer Ozean. Erhaltener Betrag: $ 33,31“.   WIR KAMEN IN FRIEDEN Nach ihrem Mondspaziergang hinterlassen die Astronauten unter anderem die Flagge der Vereinigten Staaten und eine Plakette mit zwei Zeichnungen der Erde, den Signaturen der Astronauten sowie des Präsidenten Nixon und einer Inschrift. Diese lautet: „Hier haben erstmals Menschen den Mond betreten, Juli 1969 A.D. Wir kamen in Frieden, stellvertretend für die gesamte Menschheit.“   MISSION ERFÜLLT Die letzte Mission des Apollo-Mondprogramms der Vereinigten Staaten führt am 7. Dezember 1972 zum sechsten Mal erfolgreich Menschen auf den Mond. Apollo 17 bricht diverse Rekorde: Es ist bis heute der längste bemannte Mondflug mit dem längsten Außenbordeinsatz auf der Oberfläche des Mondes, der größten Menge gesammelter Proben und dem längsten Flug in der Mondumlaufbahn.   ABLEGER Das Apollo-Programm wird als größte technologische Errungenschaft der Menschheitsgeschichte bezeichnet. So bildet das im NASA-Programm gewonnene Wissen eine Basis der modernen Computertechnik. Ein Beispiel ist die Verkleinerung von Computerchips als Folge früher bemannter Raumflugaktivitäten. Einige der bemerkenswertesten Ableger allerdings haben ihre Anwendung im medizinischen Bereich, wie etwa Röntgen- und Ultraschalltechniken.   MOON BOOTS Selbst das Design und die Herstellung von Sportschuhen profitieren von der Apollo-Technologie. Der „Moon Boot“ ist ein revolutionärer Turnschuh: Er dämpft Stöße besser ab, gibt mehr Halt und verbessert die Bewegungskontrolle, da er Technologie und Prozesse aus der Entwicklung der NASA-Raumanzüge übernimmt.   MOND-VERSCHWÖRUNG 1976 veröffentlicht Bill Kaysing – früher angestellt in der Publikationsabteilung des Unternehmens, das die Saturn-V-Rakete gebaut hat – im Selbstverlag das Buch „We Never Went to the Moon: America’s Thirty Billion Dollar Swindle“. Darin nennt er eine Reihe Argumente, die beweisen sollen, dass die Mondlandung ein Fake war – und startet damit eine ganze Bewegung.   OBAMA Als sich abzeichnet, dass die Pläne der NASA, zum Mond zurückzukehren, nur mit deutlich höheren Ausgaben zu realisieren wären, kündigt US-Präsident Barack Obama an, das Programm werde 2011 auslaufen. In einer Ansprache im Kennedy Space Center sagt er im April 2010: „50 Jahre nach der Schaffung der NASA wollen wir nicht einfach mehr nur einen bestimmten Ort im All erreichen. Unser Ziel ist, dass Menschen im Weltraum über lange Zeit arbeiten, lernen und leben können, vielleicht sogar unbegrenzt.“   MONDBASIS IM 3D-DRUCK Angesichts der Schwierigkeit, Baumaterial zum Mond zu transportieren untersucht ein Konsortium,  das die Europäische Weltraumorganisation gegründet hat, die Nutzung von Mondstaub (so genanntes Regolith) als Baumaterial. Dafür entwirft das britische Architekturbüro Foster+Partners eine Mondbasis, die Platz für vier Menschen bietet, außerdem Schutz vor Meteoriten, Gamma-Strahlung und heftigen Temperaturschwankungen. Die Basis entfaltet sich aus einem zylindrischen Modul, das per Rakete transportiert werden kann. Am Ende dieser Röhre wird eine Gerüst-Kuppel aufgeblasen, über die mithilfe eines robotergesteuerten 3D-Druckers mehrere Schichten Regolith als Schutzhülle gesetzt werden.   SCHÜRFROBOTER AUF DEM MOND Im Februar 2014 fordert die NASA im Rahmen des CATALYST-Projektes US-Unternehmen auf, sich für die Konstruktion von Schürfrobotern für den Mond zu bewerben und sich somit die ersten Schürfrechte dort zu sichern. Der Hintergrund: Viele Elemente, die auf der Erde selten sind, finden sich auf dem Mond reichlich. So zeigen Satellitenbilder, dass die obersten 10 cm Staub am Südpol des Mondes etwa die 100-fache Konzentration an Gold aufweisen wie die reichsten Minen der Erde. Neben seltenen Mineralien sind es vor allem H20 und Helium-3, denen besondere Aufmerksamkeit gilt. Helium-3 vom Mond könnte genutzt werden, um Kernfusionsreaktionen auszulösen, die stark genug sind, ganze Städte mit Energie zu versorgen.    „Der Traum von der Reise zum Mond“ von Lukas Feireiss ist erschienen bei Spector Books, Leipzig, 2016.

  • Relax. Connect. Be.

    May we introduce: Atelier & Club Room im stilwerk Strandhotel Blankenese . Wir nehmen euch mit hinter die Kulissen und erzählen, was wir mit unseren beiden "open spaces" vorhaben und was das Interior damit zu tun hat. So viel sei verraten: Zwei Räume, eine Idee: Community for Blankenese. © Foto by Marc Krause for stilwerk Atelier & Club Room: Die Namen waren schnell gefunden, die Farben auch. Und die Möbel? Sowieso. Schließlich hatten wir mit Westwing einen wunderbaren Partner an unserer Seite, der uns mit der eigenen Kollektion und kuratierten Premiumbrands sofort überzeugen konnte. Aber zunächst zur Ausgangslage: Die Jugendstilvilla aus dem Jahre 1902 war schon immer ein Hotel – ein Ort der Zusammenkunft, des Austauschs, der Erholung. Und genau das sollte es nach unserer Umgestaltung in ein zweites stilwerk Hotel auch bleiben. Zwei Räume spielen bei dieser Erzählung eine Hauptrolle: Das Atelier und der Club Room. Beide gegenüberliegend, mit direktem Elbblick, Stuck an Wand und Decken, Kamin, Säulen – alles, was unser Community Herz begehrt. „Atelier und Club Room sind der Inbegriff dessen, was wir mit unseren Hotels kreieren möchten: Orte der Inspiration, des Austauschs, Rückzug und Zusammenkommen gleichermaßen. Für unsere Gäste. Aber auch für das Viertel und die Community vor Ort“, so Alexander Garbe, Geschäftsführender Gesellschafter von stilwerk. © Fotos by Marc Krause for stilwerk Das Interior als Mediator Wie also diese zwei Orte gestalten, damit genau solch ein Effekt eintritt? Und das ohne künstlich daherzukommen und überkandidelt zu wirken – denn nicht das Design steht an erster Stelle, sondern die Gäste und ihre Erfahrung im Raum. Wie eingangs beschrieben, standen die Namen für beide open spaces schnell fest: Während Atelier auf den kreativen Spirit des Hauses anspielt, weckt Club Room Assoziationen von zeitgeistiger „Togetherness“.   Bereits mit der Farbwahl machen wir diese Leitmotive greifbar: Das Atelier kommt in einem frischen Blau daher und lässt mit seiner open-minded Atmosphäre Platz für Ideen; der Club Room zeigt sich in einem sanften Rosa, das sich Barbie-äsken Klischees entzieht und eine warme, einladende Atmosphäre schafft. Mut zur Extravaganz beweist die Wahl der Palmen-Tapete der britischen Manufaktur House of Hackney, die den Bartresen umrahmt. Was die Möblierung betrifft war schnell klar: Wir möchten zwei Orte kreieren, die viele Möglichkeiten der Aneignung bieten – d.h. wir haben verschiedene Bereiche definiert, die jeweils andere Möbeltypen verlangen. Im Club Room fiel die Wahl dabei sofort auf das Sofa „Cloverleaf“ der Marke Verpan als Centerpiece. Verner Panton designte das modulare Möbelstück 1969, das mit seiner organisch-skulpturalen Form sofort ins Auge sticht. Das Beste dabei: Es regt zur Kommunikation an, es verbindet und passt damit perfekt zur Grundidee des Raumes. Im Atelier lädt an der großen Fensterfront eine Loungeecke mit großformatigem Sofa und zwei Sessels der dänischen Marke Formel A zum entspannten Moment der Ruhe ein. Dazu gesellt sich eines unserer Signature-Pieces: Der Kronleuchter „Le Sfere“ von Astep. Gino Sarfatti, Großvater vom Firmengründer, gestaltete die Leuchte bereits 1959 und ließ sich von seiner Faszination für den Mond inspirieren. Im stilwerk Hotel Heimhude hängt die Variante in Schwarz, im Strandhotel entschieden wir uns im Atelier für den Champagner-Ton. Eine echte Schönheit – pompös und zugleich minimalistisch, sehr modern und doch zeitlos. Für uns also ein perfektes Design. © Fotos by Brita Sönnichsen for stilwerk Kreative Kollaboration: Westwing x stilwerk Da wir unser Credo „Kooperation statt Konkurrenz“ ernst meinen, haben wir uns für die Komplettierung der beiden Räume mit Westwing, Europas #1 im Beautiful Living E-Commerce, zusammengetan.   Was uns an Westwing Business sofort überzeugt hat, war nicht nur die Designkompetenz, sondern das gemeinsame Verständnis von kuratierter Ästhetik und hochwertiger Gestaltung. Die Westwing Collection besticht durch klare Linien, klassische Silhouetten und edle Materialeigenschaften, die sich perfekt mit unserem Interior-Anspruch verbinden lassen. „Ein spezieller Mix aus urbaner Eleganz und natürlicher Gelassenheit zieht sich durchs gesamte Haus. Im Atelier und Club Room spielt neben der Wandfarbe dunkles Holz eine absolute Hauptrolle. Aus der Westwing Collection sind mir dabei sofort Stuhl 'Nemo' und der Barhocker 'Chenille Eamy' aufgefallen. Die edle Optik und die klassische Formensprache passen perfekt ins Konzept und lassen das Interior wie aus einem Guss wirken“, so Karlotta Bott, Head of Curation & Design, über das Interior-Konzept und die Auswahl der Westwing Produkte. Produktlieblinge mit Persönlichkeit Der Tisch Emett  bringt durch seine massive Eichenplatte Ruhe und Substanz in den Raum – ein echtes Statement-Piece, das mit seiner klaren Form sowohl elegant als auch bodenständig wirkt. Dazu kombiniert: die Stühle Nemo und Angelina , deren geschwungene Linien und hochwertige Bezugsstoffe nicht nur optisch, sondern auch haptisch überzeugen. Ein weiteres Highlight ist der Barhocker Chenille Eamy : Seine runde, einladende Form nimmt den kommunikativen Gedanken des Club Rooms  auf und unterstreicht das Ziel, eine Atmosphäre des Austauschs und der Begegnung zu schaffen. Kurzum: Die Zusammenarbeit mit Westwing hat uns ermöglicht, ein Interior zu realisieren, das nicht nur optisch begeistert, sondern auch auf funktionaler Ebene überzeugt – langlebig, stilvoll, vielseitig und damit unsere Vision von Kreativität und Community Wirklichkeit werden lässt. Übrigens: Beide Räume können natürlich gemietet werden - sei es für ein Fotoshooting, ein Launch-Event oder auch für private Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstage oder andere Happenings. Wir freuen uns auf eure Anfrage.   Shop the Design

  • Oben

    Ein  wildes Lokal auf dem Dach eines ehemaligen Autolagers mitten in Kopenhagen. Doch es steckt noch mehr dahinter als nur ein ungewöhnlicher Ort: Ein Gespräch mit " Gro Spiseri "-Manager Steen Kristensen über nachhaltige Gastronomie und Gemüseanbau in der Großstadt. Blick aufs grüne Dach. © Gro Spiseri in Kopenhagen Interview: Silke Roth für stilwerk   Wie kommt man auf die Idee, ein Restaurant mitten in einem urbanen Gartenprojekt zu betreiben? Steffen Steen Kristensen : 2014 haben meine Kollegen Kristian und Livia das Farmprojekt Østergro gegründet. Øster  kommt dabei von unserem Kopenhagener Stadtteil Østerbro,  und gro  heißt auf Dänisch wachsen . Damals hatten beide das Gefühl, ein Restaurant wäre eine gute Ergänzung. Also haben sie unser gläsernes Gewächshaus für Pop-up-Events vermietet. Wenig später wollte jemand ein ständiges Restaurant hier betreiben, und nach zwei Jahren haben wir es übernommen. Unsere Farm und alle Projekte, die wir rund um das Thema lokale Landwirtschaft betreiben, machen sehr viel Arbeit. Wir wollten es einfach selbst in die Hand nehmen, damit das Restaurant am besten davon profitiert.   Aber zuerst entstand der Garten auf dem Dach … S.S.K : Genau. Livia hatte vorher ein Praktikum in New York bei „Brooklyn Grange“ gemacht, ein amerikanischer Vorreiter in diesem Bereich. Zurück in Kopenhagen wollten Kristian und sie auf Anhieb ein ähnliches Projekt realisieren – nur die richtige Location fehlte. Dann kam Jac Nelleman auf uns zu. Sie müssen wissen, wir sitzen hier auf einem alten Lagerhaus, das dem ehemaligen, dänischen Rennfahrer gehört.  Hier wurden früher Autos gelagert und versteigert. Somit ist das Flachdach extrem tragfähig, bis zu 400 Kilogramm pro Quadratmeter! Das ist in Kopenhagen echt selten. Wir haben einen Vertrag mit Jac gemacht: Er stellt uns das Dach zur Verfügung und im Gegenzug darf er hier so oft essen, wie er möchte. Wir wurden außerdem von einem Fonds für Bio-Landwirtschaft und „Klimaquartier” unterstützt. Letzteres ist ein Nachbarschaftsprojekt. Kopenhagen hat nämlich ein großes Problem: den Regen. Die Stadt hat viele geschlossene Oberflächen, und bei heftigen Schauern kann das Wasser nicht ablaufen. Deshalb werden Projekte unterstützt, die Experimente und Lösungen in Sachen Klima-Anpassung zeigen. Wie genau muss man sich Ihre Arbeit vorstellen?   S.S.K : Wir sind ein Team von zwölf Leuten. Den stärksten Zulauf haben unsere Gärten. Es gibt eine Warteliste von 300 Leuten, die hier mitgärtnern wollen. Das Restaurant hat momentan von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, es gibt eine lange Tafel für alle Mitglieder. Social Dining  nennen wir das. Die aktuellen Einschränkungen erschweren uns natürlich die Arbeit. Gerade dürfen nicht mehr als zehn Personen im Restaurant sein, das Gleiche gilt für die Gärten. Aber zum Glück gibt es noch unsere Community FaelleGro.  Hier bringen wir Menschen mit lokalen Erzeugern der Umgebung zusammen. Uns ist es wichtig, dass Großstädter lernen, regional und nachhaltig zu denken und zu konsumieren.   Also sehen Sie sich gleichzeitig als Lehranstalt?   S.S.K : Unbedingt. Wir sehen uns nicht als Produzenten von nachhaltigen Lebensmitteln, sondern als Produzenten von Wissen. Wir wollen den Menschen beibringen, wie ein ökologischer und bio-dynamischer Anbau funktioniert. Deshalb fördern wir den Austausch mit lokalen Bauern. Dort kaufen wir auch unsere Vorräte für das Restaurant.   Das heißt, Sie kochen nicht nur mit Sachen aus Ihrem Urban Garden Projekt?   S.S.K:  Nein, das würde nie reichen! (lacht) Aus unserem Garten kommt nur ein kleiner Teil: Kräuter, Salate, Blüten. Gut 95 Prozente beziehen wir über regionale Bauern. Gibt es ein Lieblingsgericht der Gäste?    S.S.K : Ich glaube, das ist die falsche Frage für uns. Wir wechseln unser Menü saisonal – im letzten Winter sah es etwa komplett anders aus. Wenn wir eine Evergreen-Küchenphilosophie haben ist es die, nach dem Zero-Waste-Prinzip zu kochen. Wenn wir zum Beispiel Möhren ernten, machen wir aus der Schale Chips für eine Vorspeise. Alles wird verarbeitet. Unsere Gäste müssen vorab reservieren, so wissen wir genau, wie viele Menüs wir jeden Abend servieren und haben wir keine Abfälle.   Ist Kopenhagen offener für solche Konzepte als andere Metropolen?   S.S.K : Grüne Konzepte finden ja gerade in vielen Städten Anklang. In Kopenhagen kommt dazu, dass der kulinarische Standard ziemlich hoch ist. Die Konkurrenz ist groß, und Dänen haben einen gewissen Anspruch an ihr Essen. Das weltbekannte Restaurant „Norma“ war in dieser Hinsicht ein Wegbereiter mit seiner streng nordischen Sterneküche. Das zieht natürlich Foodies in die Stadt, und die kommen dann auch zu uns. Das Interview erschien im stilwerk Magazin "Evergreen".

  • Die Acker-Ästhetik der Lady B

    So wird Carole Bamford gern in Kurzform genannt, wobei das B auch gut für „Bio“ stehen könnte. Denn die Britin hat mit ihrem Unternehmen Daylesford Organic ein wahres Öko-Imperium erschaffen – und Kompost, Kohl und Kartoffeln ordentlich mit Glamour aufgeladen. Carole Bamford in ihrer grünen Oase © Daylesford Organic Text: Lena Schindler   Es war kurz nach der Geburt ihrer Tochter Alice, ein heißer Sommertag im Jahr 1976, als Lady Carole Bamford beschloss, die Dinge von nun an anders zu machen. Das Baby schlief im Kinderwagen, sie kümmerte sich um die Rosen, die sie auf ihrer Farm in England zu züchten begonnen hatte, und bemerkte, dass sie auf einmal welk waren. Als ihr klar wurde, dass ein Unkrautbekämpfungsmittel, das auf den Bauernhöfen in der Nähe genutzt wurde, die Büsche angegriffen hatte, begann sie, Fragen zu stellen. „Diese Giftstoffe schützen vielleicht die Ernte, aber was machen sie mit unserer Umwelt? Und was mit unseren Kindern?“   Ein paar Wochen später traf Carole auf einer Agrarmesse einen Mann, der in einem winzigen Zelt für Bio-Lebensmittel warb. Stundenlang sprachen die beiden miteinander. Danach sagte sie zu ihrem Mann: „Wir müssen unsere Art der Landwirtschaft ändern.“ „Er hat mich angeschaut, als wäre ich bekloppt,“ erinnert sie sich heute an das Gespräch. „Er war überzeugt, dass die Farm dadurch den Bach runtergehen würde.“ Sir Anthony Bamford, mit dem sie seit fast 50 Jahren verheiratet ist und neben ihrer Tochter noch zwei Söhne hat, gilt als einer der reichsten Männer Großbritanniens, ist Unternehmer und Wirtschaftsmanager. Natürlich argumentierte er auf rein finanzieller Ebene. „Aber ich wusste intuitiv, dass es richtig war, ich habe es einfach gespürt“, so Carol Bamford. Drei Jahre dauere es, ihn davon zu überzeugen, den Hof auf nachhaltige Landwirtschaft umzustellen. Heute ist er derjenige, der darauf besteht, die Tiere homöopathisch zu behandeln oder den fleischfreien Montag mit seiner Frau zelebriert.   Aus Caroles ursprünglichem Wunsch, ihre Familie besser zu ernähren, wurde ein Modell traditioneller, verantwortungsvoller Landwirtschaft nach ökologischen Grundsätzen. Die Daylesford-Farm in Gloucestershire ist ein 1500 Hektar großes Bio-Anwesen, auf dem Herden seltener Schafe in einer idyllischen Parklandschaft weiden, seidig glänzende Kühe sich auf leuchtendem Stroh betten, im Mittelpunkt ein herrschaftliches Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert. Dazu gibt es eine Reihe umgebauter Scheunen, in denen Käse aus eigener Herstellung verkauft wird, selbst gebackenes Brot, Blaubeer-Kefir oder Ingwer-Kurkuma-Honig. Auch fast vergessene, neu kultivierte Sorten wie schwarze Rüben aus dem 16. Jahrhundert, besser bekannt als Black Spanish Round , findet man hier. Für ihre Schätze hat die 76-jährige Hofherrin immer auch eine Gourmet-Empfehlung parat, in diesem Fall: „Die sind köstlich mit Meersalz und einem Glas Prosecco! Es ist wichtig, nicht langweilig mit Bio-Produkten umzugehen, sonst verlieren die Leute die Lust. Spaß muss immer dabei sein.“ Die Daylesford-Farm mit Hofladen und Restaurant. © Daylesford   Das klappt bestens. Die Kundschaft will ihren Beitrag zum Schutz der Natur leisten, aber sie mag auch den Lebensstil, den sie mit dem Konzept verbindet, eine Portion Glamour und Luxus, das Sinnlich-Schöne, Produkte, die so hübsch (und natürlich umweltbewusst!) verpackt sind, dass sie sich im Geschenkkorb gut machen. Was auch Promis mit Landsitzen in der Region anzieht, die gern mal auf einen Dinkel-Apple-Pie hereinschneien. David Beckham postete schon Fotos vom herbstlichen Bauernhof-Ausflug mit Tochter Harper, die beide beim Ernten von Kohl und Äpfeln zeigten. Auch Kate Moss kommt gern auf eine Sprossen-Bowl in die Londoner Cafés. Und Premier Boris Johnson soll sich im vergangenen Jahr für umgerechnet 15.000 Euro Bio-Food aus dem Hause Daylesford in die Downing Street 10 geliefert haben lassen.    Dass es mal so kommen würde, damit hat Carole nicht gerechnet. „Vor 40 Jahren war es nicht einfach, einen Bio-Bauernhof zu führen“, sagt sie. Und schon gar nicht populär: „Ich wurde als seltsame Frau angesehen.“ Doch das Bewusstsein hat sich geändert. Nach und nach wuchs aus der Idee ein ganzes Imperium. Vier Läden gehören heute dazu, neben dem Farm-Shop drei weitere in London, alle mit angeschlossenem Café. Hier wird gesundes Soul Food aufgetischt – einfache Gerichte aus guten, naturbelassenen Zutaten: Trüffel-Tagliatelle mit Topinambur und Parmesan, Panna Cotta mit pochiertem Rhabarber, Ofen-Rote-Bete mit Nüssen. Eine Kochschule gibt es außerdem, Farm-Cottages für Feriengäste, den „The Wild Rabbit“-Pub und das „Haybarn“-Spa in den Cotswolds, eine Linie für Kleidung sowie natürliche Pflege- und Haushaltsprodukte. Obwohl sie einen Haufen Auszeichnungen bekommen hat, sieht sich Lady B nicht als Geschäftsfrau. Sie betrachtet Daylesford Organic eher als Resultat ihrer Leidenschaft. „Die Leute sagen: ,Du hast eine Marke geschaffen.‘ Ich sage: ,Oh Gott, habe ich?’ Ich habe einfach mit einer Idee angefangen!“   Auch wenn sie in Designer-Gummistiefeln ans Werk geht, ist ihre Message doch eine ähnliche wie die all jener, die in einer Selbstversorger-Kommune barfuß den Acker bestellen: hochwertige, gesunde Lebensmittel zu produzieren und dabei die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. „Im Kern geht es um die Gesundheit des Bodens, um den gesamten Kreislauf. Was wir anbauen und wie wir es anbauen, ist, wozu wir werden – wir sind, was wir essen.“ Wie nachhaltig ihre Botschaft tatsächlich ist, zeigt sich auch an den Wurzeln, die ihre Idee in der eigenen Familie treibt: Tochter Alice mag im Kinderwagen geschlummert haben, als ihre Mutter ihren lebensverändernden Rosenbeet-Moment hatte, aber verschlafen hat sie trotzdem nicht, was diese ihr mitgegeben hat. Im Gegenteil. In Kalifornien betreibt sie heute selbst eine biologisch-dynamische Farm. Das Interview erschien im stilwerk Magazin "ReFraming".

  • Der Avantgarde-Koch, der seinen Geschmackssinn verlor

    Gibt es etwas Schlimmeres als seine wichtigste Begabung zu verlieren, wenn man gerade auf dem Weg ist, zu einem der profiliertesten Avantgarde-Köche der Welt zu werden? Die unglaubliche Geschichte des Amerikaners Grant Achatz Grant Achatz © Alinea Group Text: Nicole Niewiadomsky Bereits einige lebensverändernde Hürden musste Grant Achatz meistern, um dort anzukommen, wo er heute steht: an der Spitze der internationalen Sterneküche. Aktuell läuft es für den 43-Jährigen besser denn je. Spätestens seit seinem Auftritt in der preisgekrönten Netflix-Serie „Chef’s Table“ kennt man ihn: den verrückten Chefkoch, der seine Nachspeisen direkt auf der Tischdecke anrichtet. Von Regeln hält Achatz wenig – nicht umsonst ist der Sternekoch für die Fähigkeit bekannt, sich immer wieder mit gnadenloser Radikalität neu zu erfinden. Diese Eigenschaft spiegelt sich nicht nur in seinen kulinarischen Kreationen wieder: Im Sommer 2016 wurde auch das Interieur seines Restaurants „Alinea“ grundlegend überarbeitet. Nach einer umfassenden Renovierung herrscht hier nun ein elegantes, cleanes Ambiente.   Achatz’ Weg beginnt in der Küche eines Diners in St. Clair, einer Kleinstadt in Michigan, USA. Als Sohn des Besitzers darf er bereits sehr früh seinem Vater beim Zubereiten der Speisen über die Schulter schauen. Doch die bodenständige Küche erscheint ihm schon damals zu einfach. Es fehlt ihm die Leidenschaft und der besondere Twist. Nach seinem Abschluss am Culinary Institute of America 1994 und einigen Stationen in den Küchen bekannter Sterneköche, wie Charlie Trouter und Thomas Keller, bekommt er eine Stelle als Chefkoch im „Trio“, einem Restaurant in Chicago. Von den Kochkünsten des jungen Achatz überwältigt, macht ihm eines Abends einer der Gäste, Nick Kokonas, das Angebot, zusammen ein Restaurant zu eröffnen. Noch in derselben Nacht sagt Achatz zu. Von nun an geht alles ganz schnell – bereits am Eröffnungsabend im Mai 2005 sind die namhaftesten Restaurantkritiker der Welt zu Gast. Kurz danach der Anruf, der Achatz' lang ersehnten Kindheitstraum endlich Wirklichkeit werden lässt: Das „Alinea“ wird vom renommierten Gourmet Magazine zum besten Restaurant Amerikas gekürt.   Eine lebensverändernde Diagnose   Es folgt eine Ära scheinbar endloser Kreativität, in der eine Auszeichnung die nächste jagt. Der Dauererfolg wird einzig getrübt durch eine schleichend größer werdende, schmerzende Wunde auf Achatz’ Zunge, die dem Koch bereits seit den Anfängen von „Alinea“ zu schaffen macht. Die Beschwerden nehmen zu, aber der Workoholic drängt sie zur Seite. „Ich konnte irgendwann kaum noch essen, trinken oder sprechen. Aber ich dachte mir: Du bist gerade dabei, deinen Traum zu verwirklichen. Also muss das erst einmal warten“, erinnert sich Achatz. Doch im Sommer 2007 sind die Schmerzen so stark, dass ein Arztbesuch unvermeidlich wird. Zwei Tage später die Diagnose, die das Leben des Sternekochs über Nacht auf den Kopf stellt: Zungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Die Heilungschancen sind gering, die scheinbar einzige Hoffnung ist eine aufwendige Operation, bei der drei Viertel seiner Zunge entfernt werden müssten – was unweigerlich das Ende seiner jungen Karriere bedeuten würde.   Achatz entscheidet deshalb, die dringende OP-Empfehlung seines Arztes zu ignorieren und fasst stattdessen den radikalen Entschluss, sich seinem Schicksal zu fügen. Bis eine ungeahnte Wende alles ändert. Durch eine Pressemitteilung hat die University of Chicago von Achatz’ Krankheit erfahren. Die Ärzte schlagen ein medizinisches Experiment vor: eine besondere Chemotherapie mit einer geschätzten Heilungschance von 70 Prozent. Weil er nichts zu verlieren hat, lässt sich der Starkoch auf den Behandlungsversuch ein – ohne jedoch im Restaurant zurückzustecken.   Es folgt ein regelrechter Marathon. Früh morgens beginnt die erste Chemotherapie, danach die Vorbereitungen im „Alinea“. Nachmittags geht Achatz zur zweiten Behandlungssitzung, um abends pünktlich zur regulären Schicht im Lokal anzutreten. Er ist der vollkommenen Erschöpfung nahe. Außerdem führt ein Thema im Team zunehmend zu Konflikten: Immer wieder beschuldigt Achatz seine Köche, die Speisen nicht ausreichend gewürzt zu haben. Doch nach zahlreichen Diskussionen wird ihm die schockierende Wahrheit bewusst: Das eigentliche Problem liegt bei ihm selbst. Die Ärzte bestätigen seine Befürchtung. Als Nebenwirkung der Chemotherapie hat der Sternekoch seinen Geschmackssinn verloren. Gleichzeitig überbringen sie ihm eine gute Nachricht: Der Krebs sei geheilt und Achatz offiziell genesen.   Kochen ohne Geschmackssinn   Die Ironie könnte nicht perfekter nicht sein. Was als steile Karriere begann, sieht plötzlich nach einem abrupten Ende aus. Doch Resignieren ist für Achatz keine Option: „Ich hatte das Gefühl, den Menschen zeigen zu müssen, dass wir trotz allem immer noch innovativ sein können. Zum ersten Mal wurde mir klar, dass ich auch ohne meinen Geschmackssinn Chefkoch sein kann, weil ich das alles im Kopf habe.“ So beginnt er, seine vielen Konzepte und Ideen zu Papier zu bringen. Nach und nach entwickeln sich seine oft wilden und chaotischen Zeichnungen zu einem System, mit dessen Hilfe er mit seinen Mitarbeitern kommunizieren kann. Die vielen Skizzen bilden in seiner „geschmacklosen Phase“ die Basis für alle neuen Kreationen des Restaurants. Es folgt eine unerwartete Hochphase – der Run auf das „Alinea“ ist größer denn je.   Ein paar Wochen später macht Achatz erneut eine alles verändernde Erfahrung: Beim Frühstück gibt er aus Gewohnheit einen Würfel Zucker in den Kaffee. Erstaunt stellt er fest, dass seine Geschmacksnerven auf die Süße reagieren: „Ich dachte mir: Wow, ist das süß. Ich musste die Tasse wegstellen, weil ich es kaum glauben konnte. Nach einem erneuten Schluck war mir klar – mein Geschmackssinn ist wieder da.“ In den folgenden Wochen kommen schubweise weitere Geschmacksempfindungen zurück: Salzigkeit, Säure, Bitterkeit. Die sukzessive Wiederkehr seines Geschmackssinnes erlebt Achatz wie den Beginn eines neuen kulinarischen Lebens: „Ich durfte diese Erfahrung im Alter von 33 Jahren nochmals von vorne machen. Für mich war dies eine Offenbarung, die meine gesamte Welt als Koch verändert hat.“   Achatz betrachtet die unerwartete Wiederkehr seines Geschmackssinns als Zeichen und als zweite Chance. So bereitet das wundervolle Ereignis den Weg für viele der innovativsten und kreativsten Speisen im „Alinea“. Darunter ein essbarer, mit Helium gefüllter Ballon aus Zuckermasse mit Apfelgeschmack – eines der bekanntesten Signature Dishes des Restaurants. Heute bietet der gefeierte Koch in seinem Drei-Sterne-Restaurant seinen Gästen ein unvergleichliches und vor allem unvorhersehbares Erlebnis, das alle Sinne triggert. Besonders die dargebotenen Kombinationen zum Riechen und Schmecken begeistern die Gourmets. Denn die Techniken der Molekularküche erlauben es Achatz, einzelne Aromen zu destillieren und gezielt ins Dinner-Erlebnis einzuflechten. Ganz nach dem Motto „Expect the unexpected“ ist hier nichts so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Dieses wundersame Überraschungselement zieht sich wie ein roter Faden durch den Besuch im Restaurant und auch durch Achatz‘ Leben.   Sein persönliches Wunder hat der Sternekoch in dem Buch „Life, on the Line: A Chef's Story of Chasing Greatness, Facing Death, and Redefining the Way We Eat“ dokumentiert. © Alinea Group

  • Luxurieren als soziale Strategie

    stilwerk Magazin Kolumnist Bazon Brock schreibt über den Wert der Dinge und stellt fest: "Gold nimmt keine Bakterien an."   Text: Bazon Brock, Cronenberg 2017 für das stilwerk Magazin "Wunder" Schon vor vierzig Jahren habe ich dem japanischen Staat vorgerechnet, dass es in jederlei Hinsicht vorteilhaft wäre, jedem Einwohner ein Paar goldene Essstäbchen zu schenken. Warum? Japaner benutzen zu jeder Mahlzeit frische Holz- oder Plastik-Essstäbchen, weil im feuchtwarmen Klima die Keimentwicklung auf benutzten Stäbchen kaum unterbunden werden kann. Um den Nachschub an hölzernen Essstäbchen zu sichern, schlug und schlägt man in Südamerika Urwaldriesen. Diesen irrwitzigen, zerstörerischen Konsequenzen der Konsumsicherung entginge man, wenn jeder Asiate vom fünften Lebensjahr an ein Paar goldene Essstäbchen benutzte.   Zum einen: Gold nimmt keine Bakterien an, und somit sind goldene Essstäbchen unter allen klimatischen Bedingungen stets hygienisch einwandfrei. Zum anderen: Es wäre ökologisch höchst wünschenswert, die Rodung der Urwälder zu stoppen. Auch würde es sich ökonomisch rechnen, goldene Essstäbchen zu benutzen statt dreimal täglich, wenn auch für Cent-Beträge, neue Stäbchen zu erwerben; denn je nach aktuellem Goldpreis hätten sich nach zehn bis fünfzehn Jahren die Investitionen in goldene Stäbchen ausgezahlt. Kaum jemand würde Essstäbchen aus Gold so leichtsinnig wegwerfen wie solche aus Holz oder Plastik –  und so bliebe den Japanern über Jahrzehnte die Ausgabe für täglich neue Bestecke erspart.   Dieses Beispiel zeigt auf, dass Luxurieren in jeder Hinsicht eine sehr sinnvolle soziale Strategie sein kann − jedenfalls dann, wenn man selbst oder kompetente Fachberater zu erkennen vermögen, dass Premiumwaren nicht nur teuer, sondern auch gestalterisch oder kunst- und kulturgeschichtlich wertvoll sind.  Denn solche „Luxus“-Anschaffungen lohnen sich für das ganze Leben, weil sie mit den Jahren zu Antiquitäten werden, die bekanntlich immer höhere Preise erzielen als günstige Neuwaren, die bestenfalls zu Secondhand-Angeboten werden. Ganz sicher erbt jeder von uns lieber höherwertige Antiquitäten als durch Gebrauch verschlissene Durchschnittsware. Und da „Vererben“ eine der entscheidenden generationenübergreifenden Verbindlichkeiten bezeichnet, ist das Weitergeben des Kostbaren die erfolgreichste Stiftung von kulturellem Bewusstsein.   Auch im Nahrungsmittelbereich lautet die Devise: Es fördert die Gesundheit und die Schönheit, weniger zu essen, dafür aber hochwertigere Produkte zu wählen. Für eine solche Wahl benötigt man Wissen. Das Modernitätspostulat „less is more“ sagt also auch: Bildung zahlt sich aus. Und das Bessere vom Guten unterscheiden zu können, zeigt den Grad der Bildung von uns Konsumenten an.   Vielen Bewunderern des ökonomischen Fortschritts durch Massenkonsum nach dem Zweiten Weltkrieg dürfte auf den ersten Blick nicht einleuchten, dass die Generalmaxime der Moderne „less is more“ heißen soll. Wann und wieso ist weniger mehr? Nehmen wir das Beispiel Wohnraum. Auch hier gilt: ein Raum wirkt optisch größer und attraktiver, je weniger raumfressende Möbelmonster des Typs Gelsenkirchener Barock das Zimmer verstopfen. Wenige Möbel heißt aber auch, dass sich der Blick auf Einzelobjekte konzentriert, die in ihrer gestalterischen und materialen Hochwertigkeit umso anspruchsvoller sein müssen. Man muss luxurieren. In diesem Sinne modern sein zu wollen, heißt zu verstehen, dass Luxurieren die sinnvollste soziale Strategie für all diejenigen ist, die mehr aus weniger gewinnen wollen.   Über Bazon Brock Bazon Brock bezeichnet sich gern als Denker im Dienst und Künstler ohne Werk. Er ist emeritierter Professor am Lehrstuhl für Ästhetik und Kulturvermittlung an der Bergischen Universität Wuppertal, darunter das Institut für Gerüchteverbreitung und eines für theoretische Kunst, das Labor für Universalpoesie und Prognostik, das Büro für Evidenzkritik, das Pathosinstitut Anderer Zustand und die Prophetenschule. Seit 2011 betreibt er die Denkerei / Amt für Arbeit an unlösbaren Problemen und Maßnahmen der hohen Hand  mit Sitz in Berlin.

  • House of Axor

    Bühne frei für Stil und Kreativität: Das "House of Axor" zeigt die Produktvielfalt der Premium-Marke aus dem Hause Hansgrohe und macht deutlich: Hier ist Raum für Gestaltung. Jede Kollektion spiegelt die einzigartige Persönlichkeit und den kreativen Ansatz der weltbekannten Designer wider, mit denen Axor zusammenarbeitet. Neu dabei: Die Serie AXOR ShowerSphere von Antonio Citterio. © Axor / Hansgrohe SE Philippe Starck, Antonio Citterio, Patricia Urquiola, Jean-Marie Massaud, Nendo oder Barber Osgerby: Die Liste der berühmten Namen ist lang. Die Kampagne "House of Axor" spiegelt daher genau das vielfältige Produktportfolio für Bäder und Küchen wider, welches die Premium Marke ausmacht. Dabei lässt uns die Kampagne auf Entdeckungstour gehen: Eine Reise durch das Kreativuniversum der Marke als eine Begegnung mit verschiedenen Designpersönlichkeiten. Ob minimalistisch, opulent oder farbenfroh – AXOR bietet die Werkzeuge, um aus Badezimmern persönliche Wohlfühlorte zu machen. Farbe spielt dabei eine herausragende Rolle, denn wie Judith van Vliet, Gründerin von The Color Authority und eine der führenden Farbexpertinnen in Europa, sagt: „Ich glaube, wir alle sprechen die Sprache der Farben, aber unbewusst. Ich glaube, wir sind uns dessen nicht bewusst, dass wir in Farbe sprechen. Es ist eine Form der Kommunikation.“ AXOR macht sich das mit seinen AXOR FinishPlus Oberflächen zunutze und bietet eine breite Palette an Farben und Materialien. Mit dem Signature Service liefert die Marke darüber hinaus maßgeschneiderte Lösungen, die individuelle Details in den Fokus rücken. Das AXOR ShowerSelect ID Programm beispielsweise erlaubt die Anpassung von Armaturen durch zweifarbige Designs und exklusive Inlays. Insgesamt ermöglicht das "House of Axor" dank unterschiedlicher Szenarien Architekt:innen, Innenarchitekt:innen und designaffinen Kunden, sich mit der Bedeutung von Ideen, Farben und Details auseinanderzusetzen, während sie ihre Visionen von individuellem Luxus und persönlicher Entfaltung verfolgen. AXOR ShowerSphere: Duschkultur neu definiert Mit AXOR ShowerSphere präsentiert Star-Designer Antonio Citterio eine neue Ära des Duschens – geprägt von luxuriösem Komfort, innovativer Technik und einem ikonischen Design. Die elliptische Form mit sanft abgeschrägten Kanten verleiht dem Duschsystem eine monolithische Präsenz, die sich harmonisch in verschiedenste Badumgebungen einfügt. © Axor / Hansgrohe SE Doch AXOR ShowerSphere überzeugt nicht nur optisch: Dank der intelligenten FlexPower-Technologie passt sich der Wasserstrahl flexibel an Druck und Durchflussmenge an – für ein sinnliches Duscherlebnis bei gleichzeitig reduziertem Wasserverbrauch von bis zu nur 6 Litern pro Minute. Die Kombination aus Effizienz und Erlebnis zeigt sich auch in der Vielfalt der Strahlarten: von einem belebenden Rain-Strahl bis hin zum sanften PowderRain. Ob wand- oder deckenmontierte Variante – das modulare System bietet zahlreiche Konfigurationen und lässt sich nahtlos mit allen Kollektionen des AXOR Portfolios kombinieren. Antonio Citterio bringt es auf den Punkt: „Die grundlegende Idee hinter AXOR ShowerSphere war die Entwicklung eines umfangreichen Produktportfolios, das ein luxuriöses Duscherlebnis bietet, aber gleichzeitig Wasser spart und eine Vielzahl von Bedürfnissen abdeckt. AXOR ShowerSphere ist aus demselben Ethos wie meine anderen Designs für AXOR entstanden und mit nahezu allen AXOR Kollektionen kombinierbar. So lässt sich das gesamte Badezimmer in einer einheitlichen Designsprache gestalten, während gleichzeitig sehr unterschiedliche technische Anforderungen erfüllt werden. Wir nennen dieses Konzept ‚Family Feeling‘.“ AXOR Citterio C: Klassische Eleganz neu gedacht Mit der Kollektion AXOR Citterio C zeigt Antonio Citterio sein Gespür für klare Linien und raffinierte Details. Die Armaturen und Duschprodukte überzeugen durch eine reduzierte, aber ausdrucksstarke Formsprache. Und weil wahre Schönheit oft in der Individualität liegt, bietet AXOR diverse Möglichkeiten zur Personalisierung – von zweifarbigen PVD-Kombinationen bis hin zu besonderen Oberflächenstrukturen. © Axor / Hansgrohe SE AXOR x Barber Osgerby: Erweiterung der Kollektion ONE Mit der neuen Produkterweiterung von AXOR One knüpft Barber Osgerby an die zeitlose Eleganz und den Innovationsgeist seiner renommierten Kollektion an. Das umfassende Angebot an neuen Lösungen für Waschtisch, Badewanne und Dusche bringt eine zusätzliche Auswahl und Vielseitigkeit in die Kollektion und bewahrt gleichzeitig die herausragende Funktionalität sowie das schlichte Design, die AXOR One auszeichnen. © Axor / Hansgrohe SE Entdeckt das "House of Axor" doch einfach selbst - im stilwerk Hamburg ist Axor mit eigenen Showroom vertreten. Die Expert:innen beraten euch jederzeit gerne.

  • Wannen Charme

    Es gibt Menschen, die in die Badewanne steigen, um sich zu entspannen – und die, die sich einreden, dass sie auch „schnell duschen“ können. Aber seien wir ehrlich: Ein Bad ist mehr als nur Körperpflege. Es ist eine Auszeit, ein Kurzurlaub in der eigenen Wohnung – ganz ohne Kofferpacken. Gemeinsam mit Bernstein haben wir euch einen kleinen Guide zusammen-gestellt, der bei der Wahl des richtigen Modells helfen kann. Ganz neu im Hause Duravit: Die Badewanne "Vitrium", designt von Christian Werner. Das Besondere: Der leicht versetzte, umlaufende Rand der Wanne, der sie wie ein sanfter Rahmen umschließt und dem zeitlosen formalästhetischen Gedanken von Vitrium folgt. © Duravit Die Badewanne zwischen Status- und Hygieneobjekt Mal Luxusobjekt, mal Notwendigkeit, mal Ort der Begegnung und der Repräsentation, mal Rückzug und Privatheit: die Badewanne bzw. das Baden ist tief verankert in der Kulturgeschichte der Menschheit. Schon die frühen Hochkulturen entdeckten das Konstrukt für sich: So gab es in den Privaträumen der Herrscherin im mesopotamischen Mari schon 2000 v. Chr. zwei kleine, in den Boden eingelassene Badewannen aus Ton. Während die Römer später das Baden in prachtvollen Thermen zelebrierten, geriet es im Mittelalter fast in Vergessenheit. Erst mit der Aufklärung wurde das Vollbad wieder populär und im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden Räume, die unserem heutigen Verständnis eines Badezimmers entsprechen und sich ausschließlich der Körperpflege widmeten. Im 20. Jahrhundert wurde das Badezimmer schließlich für breite Bevölkerungsschichten zugänglich und changierte zwischen wellness-artigem Hygienekult mit freistehender Wanne (ab 1930) und kompakter Nasszelle, die aufs Wesentliche reduziert ist (1950er Jahre). Next Die Badewanne heute: Neue Materialien und organische Formen Im Heute angekommen erobert die Wohnlichkeit mit rasantem Tempo auch das Badezimmer und die sterile Nasszelle ist längst passé. Die Badewanne, wenn irgendwie möglich, darf dabei natürlich nicht fehlen. Denn wo, wenn nicht in ihr, fühlt sich das eigene Badezimmer wie ein kleine Wellnessoase an. Formen, Materialien und vor allem auch modernste Technik zeigen, wie weit die Wanne heute von der vorchristlichen Tonschale entfernt ist. Gemeinsam mit Bernstein haben wir einen kleinen Guide erstellt, der euch bei der Wahl der richtigen Variante helfen kann. Das junge Tochterunternehmen von Duravit hat sich in den letzten Jahren zu einem der führenden Online-Anbieter für Badausstattung entwickelt und bietet das ganze Portfolio von der Duschkabine über Armarturen bis zum Waschbecken. Seit 2013 hat Bernstein mit der Produktion von freistehenden Badewannen (und auch Wandwaschbecken) aus Mineralguss begonnen und zählt hier mittlerweile zu den Marktführern in diesem Bereich. Im stilwerk Strandhotel Blankenese konnten wir bereits das Badezimmer unserer Suite mit Bernstein ausstatten. Die perfekte Badewanne könnt auch ihr im Bernstein Onlineshop finden - sei es von Duravit oder der Eigenmarke Bernstein. Wir zeigen euch im Nachgang die gängigen Varianten: Freistehende Badewannen: Eleganz für großzügige Badezimmer Freistehende Badewannen sind das Highlight jedes Badezimmers. Sie setzen ein luxuriöses Design-Statement und bieten maximale Bewegungsfreiheit. Wichtig ist, dass ausreichend Platz um die Wanne vorhanden ist – sowohl für Komfort als auch für eine harmonische Raumwirkung. Plane die Wasseranschlüsse frühzeitig ein, um eine reibungslose Installation zu gewährleisten. Eckbadewannen: Clevere Lösung für kleine und mittelgroße Räume Wenn Platz eine Rolle spielt, sind Eckbadewannen eine clevere Wahl. Sie nutzen Raumecken optimal aus und schaffen mehr Platz für andere Badezimmerelemente wie Waschbecken oder Dusche. Moderne Designs und vielfältige Formen ermöglichen eine individuelle Gestaltung, die sich harmonisch in dein Badezimmer einfügen. Zusätzlich bieten einige Modelle Whirlpool-Funktionen für pure Entspannung. Einbauwannen: Zeitlose Klassiker mit vielseitigen Designoptionen Einbauwannen sind eine elegante Lösung, die sich nahtlos in das Badezimmerdesign integriert. Sie eignen sich sowohl für moderne als auch traditionelle Einrichtungsstile und lassen sich durch individuelle Verkleidungen perfekt anpassen. Dank hochwertiger Materialien und klarer Linien sind sie nicht nur optisch ansprechend, sondern auch pflegeleicht und langlebig. Organische Formen liegen im Trend: Mal sehr besonders und ausladend (siehe obere Reihe Bild links und rechts), mal klassisch und dezent. Auch möglich: Extravagant mit historischer Referenz (siehe Bild unten) oder auch platzsparend und klassisch als Eckbadewanne. Acryl oder Mineralguss Leicht oder nachhaltig? Acryl ist sehr leicht, gut formbar und damit für Altbauten besonders geeignet. Dank seiner Materialeigenschaft passen sich Acryl-Badewannen der Raumtemperatur schnell an und machen so den Einstieg ins wohltuende Nass besonders komfortabel. Die Oberfläche ist robust und stoßempfindlich, jedoch anfällig für Kratzer. Mineralguss im Gegensatz punktet hingegen mit seinen recyclebaren Rohstoffen: Der Verbundwerkstoff aus natürlichen Mineralien wie Quarzsand und Harzen ist auch in der Produktion häufig weniger energiereich. Die Oberfläche ist porenfrei, pflegeleicht, wirkt antibakteriell und speichert besonders lange die Wärme des Wassers. Ob freistehend, platzsparend in der Ecke oder als klassischer Einbau, ob aus Acryl oder Mineralguss – die Wahl der richtigen Badewanne hängt von Raumgröße, Designvorlieben und Komfortbedürfnissen ab. Eine durchdachte Planung und professionelle Beratung helfen dir, eine Lösung zu finden, die Funktionalität und Ästhetik optimal kombiniert. Hier hilft dir unser Partner Bernstein gerne kostenfrei telefonisch oder in seinen Showrooms deutschlandweit.

  • Bad kompakt.

    Schlaue Lösungen fürs kleine Wellnessvergnügen. Wir zeigen euch kompakte Badezimmerideen, die unter zehn Quadratmeter daherkommen. Vom Hotelzimmer bis zum kompakten Familienbad - rein ins frische Vergnügen. Das Badezimmer ist mehr als nur ein Waschraum. Vielmehr ist dieser private Raum ein wichtiger Rückzugs- und Erholungsort. Eine kleine (oder große) Wellness-Oase, die den Alltag einen Moment lang vergessen lässt und neue Energie freisetzt. Ein kleines Bad muss kein Kompromiss sein – es kann eine stilvolle, durchdachte Wohlfühloase werden. Mit den richtigen Materialien, cleverem Design und smarten Technologien verwandelt sich selbst eine kompakte Nasszelle in einen Ort zum Entspannen und Genießen. Homey Bathroom away from home Gerade im Hotelzimmer ist meist auf wenigen Quadratmetern der Wunsch nach Komfort und Ästhetik groß. So auch im stilwerk Strandhotel Blankenese : Gemeinsam mit Bernstein konnten wir für die Suite ein kleines, aber feines Badezimmer kreieren, das mit wenigen Elementen große Wirkung zeigt. Absolutes Highlight ist dabei das Wandwaschbecken mit passender Metallkonsole: Die Breite erzeugt eine einladende Großzügigkeit, die klare Form und das tiefe Schwarz eine minimalistische Eleganz. Besonders komfortabel: Die passende Metallkonsole, die ausreichend Stauraum für Handtücher, Fön und Gästeutensilien schafft. In der Farbe Schwarz ist das Becken mit einer Quarzsand Beschichtung versehen, die kratzfest und antibakteriell wirkt. Tiny Oasis Wie ein kleines Wellness-Raumwunder auch in den eigenen vier Wänden entsteht, zeigt uns hansgrohe - das Traditionsunternehmen aus Schiltach im Schwarzwald. Ob als Familie oder Single - zwei Modelle, die eines gemeinsam haben: ganz wenig Platz. Traumbad No. 1 Weniger ist mehr? Von wegen! In diesem hansgrohe Traumbad steckt auf weniger als fünf Quadratmetern maximaler Komfort. Abgerundete Formen, sanfte Farben und natürliche Materialien sorgen für eine harmonische, einladende Atmosphäre. Die mattschwarzen Details der Rebris S Waschtischarmatur und des Xarita Lite Spiegels setzen dabei spannende Kontraste zur pastelligen Blumentapete. Das Vernis Duschsystem ergänzt das Design mit einem markanten Akzent zur hellen Fliese. Doch es geht nicht nur um Optik – auch Nachhaltigkeit spielt eine tragende Rolle. Dank der hansgrohe EcoSmart+ Technologie verbraucht die Handbrause nur sechs Liter Wasser pro Minute, ganze 60 % weniger als herkömmliche Modelle. Die Rebris S Armatur mit CoolStart verhindert zudem unnötigen Energieverbrauch: Warmes Wasser fließt erst dann, wenn es bewusst aktiviert wird. Für einen harmonischen Look sorgen die neuen hansgrohe EluPura Original Toiletten und Xanuia Waschtische. Und weil Stauraum im kleinen Bad Gold wert ist, bietet das flexible hansgrohe WallStoris System die perfekte Lösung. Ohne Bohren, einfach per Kleber an der Wand befestigt, schafft es Platz für Ablagen, Becher und mehr – ideal für Mietwohnungen und alle, die gern flexibel bleiben. Traumbad No. 2: The family version Wer Kinder hat, weiß: Das Badezimmer ist oft der heimliche Mittelpunkt des Alltags. Hier startet der Tag mit einer schnellen Dusche und endet mit ausgiebigem Planschen in der Wanne. Umso wichtiger, dass Design und Funktion perfekt zusammenspielen. Auf sieben Quadratmetern vereint dieses hansgrohe Familienbad modernes Design, clevere Stauraumlösungen und nachhaltige Technologien. Die kantige Rebris E Armatur und die Vernis Shape Showerpipe mit markantem, kubischem Look sorgen für klare Linien und einen modernen Touch. Gleichzeitig helfen sie dabei, Wasser und Energie zu sparen. hansgrohe findet ihr im stilwerk Hamburg im 1. OG. Kommt vorbei und lasst euch beraten.

  • Living Bathroom

    Dass die Wohnlichkeit auch im Badezimmer Einzug hält, ist kein neuer Trend. Aktuelle Entwürfe von hansgrohe und Duravit zeigen aber, wie weit diese Art des Home Spa schon gehen kann. Mit der Serie "Xevolos" macht hansgrohe cocooning auch im Badezimmer möglich. © hansgrohe/Hansgrohe SE Erdige Töne, samtige Oberflächen, Naturmaterialien: Marken wir hansgrohe und Duravit machen Ernst mit echter Wohnlichkeit im Badezimmer und zeigen Entwürfe, die konsequent einen großen Schritt in Richtung Home Spa als Wohnraumerweiterung gehen. Designstatement Xevolos E von hansgrohe Das Bedürfnis nach Intimität und Wohlbefinden scheint als Reaktion auf die Komplexität des modernen Lebens ungebrochen. Das Badezimmer dient als privater Rückzugsort mit Wellnesscharakter. Xevolos übersetzt diese Suche nach einer intimen Oase gekonnt in eine Möbelserie, die das Badezimmer zu einem Ort macht, in dem auf die persönlichen Bedürfnisse Rücksicht genommen wird. Die schlanken, schwebenden Korpusse lassen sich individuell zusammenstellen und passen sich so jedem Wohnraum an. Besonders charmant: Die Variante von Waschtischunterschrank mit Sideboard als Sitzecke. Dabei kommt die Wohnlichkeit über Materialien: Die hochwertige, textile Front versprüht Wärme und Behaglichkeit im Sanitärraum und ist dabei auch praktisch: Flecken von Zahnpasta, Cremes, Haargel oder wasserlöslicher Mascara lassen sich mühelos mit Seifenwasser entfernen. Andere Designoptionen wie Holzdekor, Glas oder Keramik sind ebenfalls erhältlich. Übrigens sind die Holzkomponenten PEFC-zertifiziert und stammen aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Die ganze Serie erhält zusätzlich das "Emissionslable für Möbel" sowie das "Goldene M" der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel e.V.. Die Erweiterung der Xevolos-Möbel von hasngrohe besticht durch ihr einzigartiges leichtes und schwebendes Design mit einer Vielzahl von Oberflächenoptionen. © hansgrohe/Hansgrohe SE Konsequente Wohnlichkeit mit Christian Werner und Duravit In der Serie „Signature" von Duravit kreieren renommierte Designer ihr ganz persönliches Baddesign und inszenieren ihre Produkte in einem unverwechselbaren, persönlichen Kontext. Das von Christian Werner entworfene Signature-Bad stellt sich einem Gedankenexperiment: Was wäre, wenn man die Idee des wohnlichen Bades, die seit Jahren das Interieur der Nasszelle bestimmt, konsequent zu Ende denkt? Wenn das Bad zu einem wirklichen Rückzugsraum wird, in dem man verweilt – auch wenn die eigentliche Routine schon vorbei ist? Konsequent wohnlich: Der "Signature"-Entwurf von Designer Christian Werner für Duravit © Duravit AG Ausgangspunkt für Werners Gestaltung war das Gefühl eines Rückzugsorts – weich in seinen Oberflächen, harmonisch im Gesamtbild. Entstanden ist ein Bad, das sich anfühlt wie eine Erweiterung von Wohn- oder Schlafzimmer. Ein Raum, der nicht nur der Körperpflege dient, sondern auch dem Innehalten: mit einem Buch, einem Drink, allein oder zu zweit. Die verwendeten Materialien unterstreichen diese Vision: Lehmputz statt Fliesen, Travertin statt kaltem Stein – eine bewusste Abkehr vom klassischen Badlook. Gemeinsam mit den eleganten Möbeln der Vitrium-Serie von Duravit, darunter ein samtig-mattes Aufsatzbecken, rahmenfeine Unterschränke und getönte Glasvitrinen, entsteht ein wohnliches Ambiente. Hier finden nicht nur Kosmetikprodukte, sondern auch Skulpturen, Kerzen oder Bücher ihren Platz. Ein Highlight ist die freistehende Vitrium-Badewanne mit umlaufendem Ablagerand – praktisch und dekorativ zugleich. Gemeinsam mit dem Murtoli Outdoor-Sofa von Christian Werner für Ligne Roset entsteht eine kleine Insel der Ruhe. Das in die Decke eingelassene „Lichtauge“ vollendet das Erlebnis: Es sorgt – je nach Stimmung und Tageszeit – für ein sanft abgestimmtes Lichtambiente und macht das Bad endgültig zum persönlichen Wohlfühlraum. „Gute Innenarchitektur ist für mich immer eine Komposition der verwendeten Elemente, Farben und Materialien, und wie alle Teile miteinander korrespondieren und sich ergänzen“, erklärt Christian Werner. Moderne Eleganz von Patricia Urquiola Balcoon von Patricia Urquiola für Duravit vereint einfache Geometrien mit zeitloser Eleganz und natürlichen Farben © Duravit AG Die Serie "Balcoon" von der kreativen Tausendsasserin Patricia Urquiola für Duravit interpretiert den Waschtisch als echtes Individuum und verleiht dem Sanitärmöbel Sideboard-Qualitäten. Die Objekte der Serie paaren einfache, geometrische Formen mit klaren Linien und schaffen so eine faszinierende Verbindung von Modernität und zeitloser Eleganz, die wir eher im Wohnraum als im Bad erwarten. Für die Keramikobjekte kreierte Patricia Urquiola einen erdigen Terrakotta-Ton, der ihre haptischen und materiellen Eigenschaften betont. „Clay Terra Matt ist die zentrale Farbe der neuen Kollektion. Ein Ton, der die Keramik noch authentischer und wie handgemacht wirken lässt”, sagt die Designerin. Ein Aspekt, der ähnlich konsequent wie bei Chrisitan Werner, das Badezimmer als Verlängerung des Wohnraums interpretiert. Die Serie liefert neben dem Waschtischprogramm übrigens das Komplettprogramm fürs Badezimmer: Vom Badmöbel über Armaturen bis zur Badewanne. Good to know: hansgrohe ist mit eigenem Showroom im stilwerk Hamburg vertreten. Lasst euch jederzeit von den Expert:innen vor Ort beraten. Duravit wird ab Sommer mit einem Pop-up im brand:space im stilwerk Hamburg vertreten sein.

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